Wo trifft man eigentlich seine Kollegen/Innen? Vor der Pandemie war das klassischerweise vor dem Kopierer. Denn dort wurden die meisten Materialien für das Sprachtraining vervielfältigt. Wenn wir zurückblicken, haben wir unseren Unterricht viel mit Kopiervorlagen oder auch mit selbsterstellten Übungen bestritten. Aber Grundlage war ganz oft das Papier (wenn wir jetzt mal Videos oder Audios außen vor lassen). Jeder Trainer hatte eine große Sammlung an Materialien nach Themen und Lernstufen sortiert – einige sogar noch in Papierform. Die Teilnehmer hatten mit einem Ordner oder einem Hefter eine schöne Sammlung, die sie aufbewahren und in die sie später noch mal reinschauen konnten.
80% unserer Kurse sind weiterhin online
Seit der Pandemie ist natürlich alles ganz anders: 80% unserer Kurse sind weiterhin online (gerade große Firmen sind gar nicht mehr auf Präsenzunterricht zurückgegangen). Die gute alte Kopie hat damit quasi ausgesorgt. Eine Kopie oder ein PDF als digitale Variante ist im Onlinetraining fast unbrauchbar, weil die Teilnehmer den darauf stehenden Lückentext (oder andere Übungen) nicht ausfüllen können. Natürlich kann man eine Kopie oder eine Übung in einem Buch mit Stift und Papier vor dem PC sitzend ausfüllen (nutze ich zwischendurch auch), aber mit dem Korrigieren und dem Feedback wird es dann schon schwieriger.
Zum Glück hat es auf dem Markt eine wahre Explosion an neuen Lernapps gegeben mit denen Teilnehmer/Innen Übungen direkt am Bildschirm sehr gut lernen können. Bei meiner kleinen Spionagesoftware (wie ich das immer nenne) kann ich sogar sehen, was die einzelnen Teilnehmer/Innen am Bildschirm ausfüllen. Ein unschlagbarer Vorteil, wenn ich sehen will, wie viel die Teilnehmer verstanden haben.
Übungen auf Papier in digitale Übungen umzuwandeln kostet richtig Zeit
Für uns als Trainer heißt diese schöne neue Welt aber auch, dass wir unsere analogen Materialien nun erst in digitale Übungen umwandeln müssen. Und das kostet uns richtig Zeit. Nicht, dass wir uns beschweren würden. Vor 2020 haben wir halt viel Zeit im Auto oder eben am Kopierer verbracht. 2 Jahre nach Beginn der Pandemie sind wir nun auch so weit, dass wir unsere Bibliothek auch digital aufgebaut haben. Natürlich passiert es jetzt, dass wir doch wieder Präsenzunterricht haben und diese eine schöne digitale Übungen gebrauchen könnten- die aber nicht auf Papier verfügbar ist. Es bleibt also alles in Bewegung.
Und nachdem wir die letzten zwei Jahre damit verbracht haben, immer neue Lernapps zu testen und in den Unterricht einzubauen, stellen wir doch langsam gewisse Ermüdungserscheinungen an uns fest. Jeder Trainer/In hat seine Lernapps gefunden und damit seinen digitalen Werkzeugkoffer bestückt. Und auch die Teilnehmer sind froh, wenn sie einiges wiedererkennen und nicht jedes Mal eine weiße Landkarte bereisen müssen.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass wir als Trainer und Teilnehmer/Innen die Vorteile durch Onlinetrainings absolut zu schätzen wissen. Aber auch die analoge Welt mit Stift und Papier hat immer noch seine Daseinsberechtigung. Manchmal lernt man einfach am besten, wenn wir uns etwas notieren. Letztendlich geht es doch darum möglichst effizient zu lernen, und da sind alle Mittel erlaubt – egal ob analog oder digital – am besten abwechselnd.