Es gibt derzeit viel Aufregung um die neue künstliche Intelligenz ChatGPT und ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Als Fremdsprachentrainer/In stellt sich die Frage, ob die angesagte künstliche Intelligenz auch in unserem Bereich effektiv eingesetzt werden kann. Grund genug, es sofort auszuprobieren und zu testen, wie es sich in der Praxis bewährt.

Beim ersten Versuch habe ich wahllos Sachen gefragt:

• Schreibe ein Märchen mit einem Schlumpf, einem Drachen und einem Einhorn.
• Sage mir, was in Starlight Express vorkommt.
• Erstelle eine Unterrichtsstunde über das Simple Past

Und siehe da, ChatGPT beantwortet alles und schreibt sogar eine gut strukturierte Unterrichtsstunde mit Zielen, Material und Fragen. Aber kann es auch dem zweiten Blick standhalten? Nicht unbedingt:

• Schreibe regelmäßige und unregelmäßige Verben an die Tafel
• Frage die Teilnehmer, was sie gestern gemacht haben.

Ok. Das hätte ich auch ohne künstliche Intelligenz auf die Reihe bekommen. Aber gibt es nicht andere Möglichkeiten uns dieses Tool zu Nutze zu machen?

Der entscheidende Trick ist, nicht nach Standardrezepten zu fragen, sondern nach speziellen Materialien, die sonst nur mit viel Aufwand zu erstellen wären -wenn überhaupt. Jede Gruppe braucht unterschiedliche Materialien. Unsere Kunden arbeiten in unterschiedlichen Branchen, die Niveaus unterscheiden sich und nicht jedes Thema ist für jede Gruppe gleich spannend.

Wir brauchen viel Zeit, um Übungen speziell für unsere Gruppen zu erarbeiten. In diesem Bereich ist ChatGPT eine echte Bereicherung:

Hier ein paar Anwendungsfelder für den Unterricht:

• In jeder Gruppe fragen Teilnehmer nach Vokabeln, so dass wir am Ende immer eine Vokabelsammlung haben. Dafür gibt es natürlich keine fertigen Übungen. Dabei kann ChatGPT helfen, indem es mit diesen Wörtern einen Text schreibt (angepasst an das Lernniveau). Dann erstellt es noch ein Quiz und ein paar Übungen (Lückentexte, Zuordnungsaufgaben etc.), und schon habe ich ein maßgeschneidertes Übungsset für den nächsten Termin.
• Wir diskutieren mit unseren Teilnehmern/Innen über viele Themen, dabei sind Materialien meist auf England oder die USA bezogen. Oft wünsche ich mir zu dem Thema vergleichbare Informationen zu Deutschland. Das können die Teilnehmer/Innen dann besser bewerten und kommen dann mehr ins Sprechen.

Ein Beispiel: Kürzlich haben wir über die Briten und ihre Autos gesprochen. Wussten Sie, dass 50% der Briten ihr Auto Betty nennen oder dass Briten mehr Zeit mit Pendeln als mit Freunden und Familie verbringen? Das hat die ganze Gruppe interessiert, ob das in Deutschland auch der Fall ist. Diese Informationen zu googeln ist oft aussichtslos, weil man diese speziellen Informationen nicht herausbekommt. Über ChatGPT habe ich in Sekunden Fun Facts zu den Deutschen und ihre Autos herausbekommen können (natürlich auf Englisch). Eine super Sache, um die Teilnehmer/Innen ans Sprechen zu bringen.

• Manchmal hat man als Trainer auch seine eigenen Materialien satt, weil man sie schon so häufig verwendet hat. Dann kann man einfach nach Inspiration oder nach neuen Übungen fragen.
• Oder Teilnehmer/Innen machen immer die gleichen Fehler und man kann sich Sätze geben lassen, die diese Fehler provozieren

Abschließend kann ich sagen, dass die neue künstliche Intelligenz eine eindeutige Bereicherung ist. Es ist immer noch so, dass jeder Kurs speziell vorbereitet werden will. Aber es hilft uns Themen gezielter aufzubereiten.

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